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Gedanken zum Artikel „Im KI-Zeitalter: Was macht ein Macher?“

Sollten wir von einer Maschine verlangen, dass sie zu einem Menschen wird? Ist das überhaupt möglich?

Es war D. N. Uznadze (1986 – 1950), der die drei tragenden Säulen psychischer Aktivität (jeden Niveaus) klargelegt hat – ein von der modernen Wissenschaft völlig unterschätzter, georgischer Psychologe.

An einem psychischen Akt eines jeden Menschen haben folgende Faktoren zu jedem Zeitpunkt Anteil:

  • BEDÜRFNISSE des Individuums
  • die vom Individuum reflektierte SITUATION
  • seine der Situation überlagerte ERFAHRUNG (Wahrnehmungs- und Handlungserfahrung)

Spezialisten für Künstliche Intelligenz (KI) sind in der Lage, gigantische Datenbanken als „Vergangenheitserfahrung“ zu erstellen, indem sie eine Vielzahl von Parametern der aktuellen Situation verfolgen und deren Veränderungen infolge der ergriffenen Maßnahmen beobachten.

All dies wird gespeichert und im Falle von Fehlern und Inkonsistenzen korrigiert. Mit anderen Worten: KI kann sehr effektiv selbst lernen. Aber wie modelliert man ein bestimmtes Bedürfnis/eine Motivation in einem künstlichen Gerät?

Das einfachste dieser Modelle ist jedoch leicht vorstellbar: Ein akkubetriebenes Gerät kontrolliert seinen eigenen Ladezustand. Sinkt der Ladezustand bis zu einem bestimmten Niveau, sucht die Maschine eigenständig nach einer Stromquelle in ihrer Umgebung und dockt sich an. Nachdem der nötige Ladezustand erreicht ist, trennt sich die Maschine selbstständig von der Quelle.

Nehmen wir an, dies ist ein Modell der Durstbefriedigung: Bei den ersten Anzeichen einer Dehydrierung sucht eine Kreatur, wo und wie sie ihren Durst löschen kann.

Aber ein lebender Organismus unterscheidet sich von einem künstlichen Gerät in erster Linie durch das Vorhandensein verschiedenartiger Bedürfnisse, die sich gegenseitig abwechseln, die sich leicht und oft transformieren und manchmal eine künstliche Natur haben.

Die biochemische Komplexität jeder lebenden Zelle bedingt eine unvorhergesehene Möglichkeit eines Mangels an der ein oder anderen Substanz im Körper.

In diesem Fall wird ein Prozess des Ausgleichs dieses Defizits eingeleitet, mit kaum vorhersehbaren Änderungen in der inneren Umgebung der Kreatur und mit Änderungen ihrer Handlungen in der äußeren Umgebung.

Übertragen auf das Niveau von sozialen Bedürfnissen betrachten wir als Beispiel das Bedürfnis einer Frau, elegante Schuhe mit schmalen Schuhspitzen zu besitzen. Dieses „Bedürfnis“ ist Ausdruck der grundlegenderen Bedürfnisse – der Notwendigkeit, erotisch attraktiv zu wirken und einen hohen sozialen Status zu repräsentieren.

Obwohl die künstliche Natur dieses „Bedürfnisses“ offensichtlich ist, überrascht uns manchmal die Verhaltensweise der Frau, um es zu befriedigen, mit ihrer Intensität und Dauer.

Gleichzeitig verspürt eine andere Frau, ihre Nachbarin und Altersgenossin, möglicherweise kein ähnliches „Bedürfnis“, weil sie von ihrer Attraktivität überzeugt ist und ihren sozialen Status auf andere Weise ausdrückt. Oder sie hat andere Prioritäten, wodurch die Erotik in den Hintergrund rückt.

Auf diese Weise nähern wir uns mittels Bedürfnisebene (aufeinanderfolgende und unvorhersehbar vielfältige Bedürfnisse) dem Bereich, in dem die raffinierteste KI ein Lebewesen nicht ersetzen kann, obwohl sie viele ihrer Funktionen mit tausendfacher Effizienzüberlegenheit erfüllen wird.

Die Evolution belohnt Lebewesen für die Befriedigung eines aktuellen Bedürfnisses mit einem Gefühl des Vergnügens und bestraft für unbefriedigte Bedürfnisse mit Unbehagen oder Leiden.

Ist es möglich, sich ein künstlich erschaffenes Objekt vorzustellen, das in der Lage ist, sein Dasein, seine Subjektivität zumindest elementar zu ERLEBEN?

Da die KI-Problematik nicht zu meinem Fachgebiet gehört, kann ich mich natürlich irren, obwohl ich einem klaren und kohärenten Konzept folge (wie es mir scheint).