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Die Familien Suche

Als alle meine Referenzen geprüft und durch die Referenzgeber telefonisch bestätigt wurden und meine Bewerbung inklusive des Videos fertig war, wurde diese für das öffentliche und für alle suchenden Gastfamilien sichtbare „Matching- Portal“ freigestellt. Das war Ende September 2015.
Endlich hatte ich es geschafft, dachte ich. Endlich hatte ich die vielen, vielen Stunden am Computer hinter mir und dem ganzen Schreiben war ein Ende gesetzt. Außerdem war ich unglaublich froh, dass alles so reibungslos mit den Referenzen gelaufen ist und alle problemlos in meinen Account mit einfließen konnten.

Wie ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, stand meine Geduld davor, auf eine sehr große Probe gestellt zu werden. Ich hatte meine Bewerbung ungefähr 10 Monate vor meiner geplanten Ausreise fertiggestellt und war auf der Familiensuche. Wie sich herausstellte, hatte ich viel mehr Zeit als gedacht, denn keine einzige Familie sucht ein Au Pair, wenn das eigene gerade vor 2 Monaten angekommen ist. Also wartete ich darauf, dass mich eine Gastfamilie „matcht“. Ich wartete und wartete. Eine Woche, zwei, drei, einen Monat und zwei. Ich konnte nicht glauben, dass ich so eine lange Zeit für die Familien sichtbar war, sich jedoch keine einzige bei mir gemeldet hat. Ich habe angefangen zu glauben, dass etwas entweder mit meinem Account oder mit dem Netzwerk von Cultural Care nicht stimmt. Ich habe in diesen 2 Monaten bestimmt vier Mal Cultural Care angerufen und gefragt, woran es wohl liegen könnte, dass ich immer noch keinen einzigen Familienvorschlag hatte und immer wieder kam dieselbe Antwort: „Du hast noch 9 Monate bis zu deiner Ausreise, mach dir keine Sorgen! Die meisten Familien fangen erst so 2 bis 6 Monate vor der Ankunft des neuen Au Pairs an, danach zu suchen.“ Diese Antwort konnte mich jedoch kein einziges von diesen Malen zufrieden stellen, zumal ich was das anging, der Mensch mit der wenigsten Geduld war. Ich dachte mir, dass auch wenn die meisten Familien erst später anfangen zu suchen, ich doch wenigstens einen einzigen Vorschlag in ganzen zweieinhalb Monaten bekommen haben sollte. Aber was blieb mir anderes übrig als einfach nur zu warten? Alles was von mir abhing, habe ich bereits gemacht, also waren mir mehr oder weniger die Hände gebunden und ich musste mich in Geduld üben.

Mein erstes Match

Meine Freude, als ich endlich in der zweiten Dezemberwoche meinen ersten Familienvorschlag in meinem Cultural Care Account vorfinden konnte, war unbeschreiblich. Noch heute kann ich mich an die Gefühle erinnern, die damals in mir herrschten. Ich war so unglaublich aufgeregt zu erfahren wo diese Familie in den Staaten wohnt, wie viele Kinder sie hat und wie sie aussieht. Da ich noch nie zuvor ein Match hatte, wusste ich nicht wo ich nach der Information suchen sollte, die mich doch so sehr interessiert hat. Also ging ich hoch und runter in der Benachrichtigung von Cultural Care, bis ich endlich fand, wonach ich suchte. Als ich sah wo diese Familie gelebt hat, konnte ich nicht meinen Augen trauen. Ein Vorort von Los Angeles, Kalifornien. Ich dachte zuerst, dass ich träume und das es nicht wirklich wahr sein konnte. Ich war überwältigt, dass mein erstes Match gleich aus Kalifornien kam.

Der typische Gedankenweg von einem zukünftigen Au Pair. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man sehr auf den Ort achtet, aus dem die Familien kommen. Man möchte schließlich wissen, wo man das gesamte nächste Jahr seines Lebens verbringen wird.

Cultural Care weist jedoch immer wieder darauf hin, dass man den Wohnort der Gastfamilie bei der Entscheidung, ob man sich ein gemeinsames Zusammenleben mit der Familie vorstellen kann oder nicht, erst mals außer Acht lassen soll. Selbstverständlich hört man da erst mal nicht wirklich drauf, da man erst mal von einem möglichen Leben in den ganzen verschiedenen Städten träumt. Besonders wenn man noch nie in dem Land war, ist man mit der großen Auswahl komplett überfordert. So habe auch ich angefangen, mir mein folgendes Jahr in jeder möglichen Großstadt in Amerika vorzustellen: Los Angeles, San Francisco, New York, Chicago und so weiter.

Rückwirkend kann ich sagen, dass die Mitarbeiter von Cultural Care total Recht hatten, aber auch dazu werde ich später mehr erzählen.

Nachdem ich also die ganzen Infos über die Familie hatte, fing ich an das von der Familie an mich gerichtete Schreiben zu lesen. Es ist nämlich so, dass wenn eine Familie ein zukünftiges Au Pair matcht, diese mit dem Match einen „kleinen Brief“ an den Bewerber schickt, indem sich diese nochmal kurz persönlich vorstellt und vielleicht auch erwähnt, wieso du ihr aufgefallen bist, aber das ist eigentlich von Familie zu Familie unterschiedlich. Die einen schreiben mehr, die anderen weniger. Danach vereinbart man in der Regel einen Termin für ein persönliches Gespräch (meist über Skype). Nach dieser Unterhaltung können beide Seiten, die Familien und das Au Pair, für sich entscheiden, ob die Interesse an fortlaufendem Kontakt noch besteht oder nicht. Bei diesem Skype Telefonat hat man die erste Gelegenheit sein Match richtig kennenzulernen und zu sehen, wie sich der jeweils andere bei diesem Gespräch verhält und auch ob er Freude daran hat. Die Dauer dieses Kennenlernens ist sehr unterschiedlich. Manche Matches reden 20 und die anderen 120 Minuten, wobei die Dauer dieses Gesprächs nicht den Erfolg dieses wieder spiegelt. Von meinen Erfahrungen mit dem „ersten Kontakt“ erzähle ich Euch gleich mehr.

Also: In meinem Falle hatten die Gasteltern drei Kinder im Alter von 9,11 und 15 Jahren. Bei Kindern in diesem Alter würde ein Au Pair gewöhnlich dafür zuständig sein, die Kinder zur Schule und deren Freizeitaktivitäten zu fahren. Vielleicht müsste man dann auch noch kochen oder auf die Gastkinder bezogene Kleinigkeiten im Haus erledigen. Aber ein dauerhaftes Aufpassen, wie man es von Kleinkindern kennt, wäre in diesem Falle nicht notwendig gewesen. Da ich mich auch selber in einer Familie mit eher älteren Kindern gesehen habe dachte ich, dass dieser erste Familienvorschlag einfach perfekt für mich wäre. Also antwortete ich auf die Mail der Familie, dass ich sie sehr gerne bei einem persönlichen Gespräch über Skype näher kennenlernen würde.
Wir schrieben einige Mails hin und her bis wir einen Termin zwischen Weihnachten und Neujahr vereinbaren konnten, an dem wir uns sprechen wollten. Das schwierigste war, sich auf einen gemeinsamen Nenner was die Zeit anging zu einigen, da es in Kalifornien 9 Stunden früher als in Deutschland ist. Aber als wir auch das hinbekommen haben, war es endlich an der Zeit, mit der ganzen Familie zusammenzukommen.

Je näher der besprochene Zeitpunkt des Anrufes kam, desto nervöser war ich. Zu dem Zeitpunkt habe ich gedacht, dass nur ich derjenige bin, der einen guten Eindruck machen und sich von seiner besten Seite zeigen muss… der typische Anfängerfehler eines jeden angehenden Au Pairs, denn wir können genauso entscheiden, ob wir die Familie wollen oder nicht.

Als der Anruf dann endlich kam, wurde ich mit einem milden Lächeln und „Hallo“ begrüßt. Sofort konnte ich feststellen, dass die gesamte Familie im Auto saß. Ein für mich damals enttäuschendes Bild, da ich mit einem organisierten Gespräch gerechnet habe und darauf hoffte, dass die Familie sich Zeit für mich nimmt, damit wir uns in Ruhe austauschen konnten. Aber naja, es war mein erstes Gespräch und ich wusste nicht wirklich, was ich hätte erwarten sollen. Es ging los mit einem kleinen Smalltalk, wie es uns geht und wie die Feiertage verbracht werden.

Anschließend hat die Mutter der Familie angefangen mir Fragen zu stellen, auf die ich versucht habe, die ehrlichste aber auch passendste Antwort zu finden.
Man hat schnell gesehen, dass die Mutter relativ locker war und nicht wirklich besorgt darum herauszufinden, wie das möglicherweise zukünftige Au Pair zu den eigenen Kindern passen würde. Das ist wiederrum dem Alter der Kinder zuzuschreiben da, wie ich schon erwähnt hatte, Kinder in so einem Alter keine komplette Überwachung und auch normalerweise nicht viel Aufmerksam fordern. Jedoch habe ich auch etwas Desinteresse und Lustlosigkeit während des gesamten Gesprächs wahrnehmen können sodass ich mich fragte, wozu man sich dann überhaupt die Mühe macht, ein Gespräch zu vereinbaren, ohne wirkliches Interesse dafür zu haben. Das Gespräch war ein angespanntes Hin und Her und nicht wirklich persönlich.

Dann verriet mir die Familienmutter plötzlich, dass sie sich überhaupt noch nicht schlüssig sein, ob sie überhaupt ein weiteres Au Pair haben werden, da die Kinder ja schon ziemlich alt sind.

Wir redeten also zu Ende und einigten uns auf ein spontan geregeltes, erneutes Gespräch.

Begeistert war ich nicht als ich auflegte, jedoch froh, dass ich die Erfahrung meines ersten Gesprächs machen und mir vielleicht daraus was für die zukünftigen Telefonate mit anderen Familien mitnehmen konnte. In den darauffolgenden Wochen schrieben wir noch ein paar wenige Mails hin und her, wonach der Kontakt ganz erlosch und es sich mit dieser Familie erledigte.

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